Seltene und besondere Arten auf den Blockhalden
Blockhalden sind extreme Lebensräume, die meist seit der letzten Eiszeit waldfrei sind und ein ganz besonderes Kleinklima aufweisen. Sie sind besonders interessant, weil sie zu den wenigen Lebensräumen gehören, die vom Mensch nicht genutzt und verändert wurden. Blockhalden finden sich außerhalb der Alpen in allen Mittelgebirgen. Auch im nördlichen Schwarzwald stellen sie neben den Hochmoor- und Grindenflächen besonders schützenswerte Biotope dar (Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen Deutschlands: 2-3), die allerdings noch wenig untersucht wurden. Selbst ihre Genese – unter periglazialen Bedingungen in den Kaltzeiten des Pleistozäns (bis vor 12.000 Jahren) in Gebieten, die nicht vergletschert waren, oder durch bereits viel früher einsetzende chemische Verwitterung – ist durchaus nicht völlig unumstritten.
Seit 2016 untersuchen Wissenschaftler des Nationalparks und des Naturkundemuseums die Kleintierfauna (Arthropoden) verschiedener Blockhalden im Nordschwarzwald.
Im Rahmen der Erfassung der Spinnen im 2014 gegründeten Nationalpark Schwarzwald wurden im Jahr 2017 Blockhalden als Habitat der Blockhalden-Stachelwolfspinne Acantholycosa norvegica sudetica (L. Koch, 1875) mit Bodenfallen untersucht. Da die Art in allen 13 untersuchten Blockhalden in und am Rand des Nationalparks im Nordschwarzwald in hohen Dichten erfasst wurde, wurden 2018 vier weitere Blockhalden aufgesucht, um über Beobachtungen, Hand- und Bodenfallenfänge Vorkommen der Blockhalden-Stachelwolfspinne zu belegen. Diese Fänge erbrachten neben wichtigen Daten zu dieser Art weitere faunistisch und biogeographisch interessante Nachweise bisher selten gefundener Arten. Neunachweise für Deutschland stellen die Funde von Philodromus laricium Simon, 1875 und Troxochrota scabra Kulczyński, 1894 dar. Bisher noch nicht in Baden-Württemberg nachgewiesen waren Clubiona alpicola Kulczyński, 1882, Sittisax saxicola (C. L. Koch, 1846), Calositticus rupicola (C. L. Koch, 1837), Evansia merens O. Pickard-Cambridge, 1901 und Megalepthypantes collinus (L. Koch, 1872). Bisher nur aus dem alpinen Gebirgssystem bekannt war Pardosa nigra (C. L. Koch, 1834). Interessant sind Funde von Arten, die lange Zeit nicht mehr oder insgesamt selten gesammelt wurden: Clubiona frutetorum L. Koch, 1867, Echemus angustifrons (Westring, 1861), Episinus maculipes Cavanna, 1876, Lepthyphantes notabilis Kulczyński, 1887, Rugathodes bellicosus (Simon, 1873), Sagana rutilans Thorell, 1875, Thanatus sabulosus (Menge, 1875), Theridion betteni Wiehle, 1960, Thyreosthenius biovatus (O. Pickard-Cambridge, 1875), Thyreosthenius parasiticus (Westring, 1851), Trichoncus affinis Kulczyński, 1894. Erwähnenswert erscheinen darüber hinaus regelmäßige Fänge von Gnaphosa bicolor (Hahn, 1833).
Weiterführende Informationen sind in Höfer et al. 2019 zu finden.